Auf Klassenfahrt nach Prag

„Prag lässt nicht los. Dieses Mütterchen hat Krallen.“ So beschrieb Franz Kafka, einer der großen deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts, seine Geburtsstadt. Die Metropole an der Moldau mit ihren heute 1,2 Millionen Einwohnern kann fesseln und begeistern. So viel gibt es auch abseits der Touristenpfade zu entdecken, dass vielen Gästen der Stadt gar nichts anderes übrig bleibt als für einen erneuten Besuch zurückzukehren. Das historische Zentrum der goldenen Stadt mit seinen lebenslustigen und gastfreundlichen Bewohnern, gutem Essen und langer Bierbrautradition wurde 1992 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Auch kulturell gibt es viel zu entdecken, auch deshalb wurde die Hauptstadt Tschechiens im Jahr 2000 zur Europäischen Kulturmetropole ernannt. Hier tummelten sich im Laufe der Jahrhunderte Komponisten, Schriftsteller, Maler und Könige, denn die Stadt genoss den Ruf, einer der schönsten Städte weltweit zu sein. Diese vollkommene Schönheit kann man heute noch erleben, denn den Zweiten Weltkrieg überstand sie nahezu unzerstört. Entlang der Moldau erstrecken sich die sechs Stadtteile des Zentrums, die zuvor als selbstständige Gemeinden erst im 18. Jahrhundert vereinigt wurden.

Unterwegs in Prag: Auf dem Gipfel der Geschichte

Ideal für Schulklassen: Die verwinkelten engen Kopfsteinpflaster-Gassen Prags sind gut zu Fuß zu erkunden. Wenn das wechselhafte Wetter oder die müden Beine dies nicht erlauben, ist auch das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs sehr gut und verlässlich ausgebaut. Hoch über der Stadt erstreckt sich die um 880 erbaute Prager Burg mit ihren zahlreichen Kirchen, Türmen, Höfen, Verteidigungsanlagen, Regierungs- und Wohngebäuden zählt somit zum größten Burgenkomplex der Welt. Die Anlage diente über Jahrhunderte als Regierungs- und Bischofssitz. An ihr lässt sich die gesamte Geschichte der Stadt auch anhand ihrer Baustile ablesen. Ihre größte Expansion erlebte die Festung im 14. Jahrhundert unter Karl IV. als sie zur Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen wurde. Nachdem die Habsburger Monarchie den Amtssitz nach Wien verlegte, wurde die Anlage nur noch für Zeitvertreib und Zerstreuung genutzt. 1918 wurde die Burg zum Hauptquartier des Präsidenten der Tschechoslowakei. Seit 1989 steht die Burg für Besucher offen. Auch heute regiert das tschechische Staatsoberhaupt von hier aus die Geschicke seines Landes. TIPP: Den eindrucksvollen Wachwechsel der Garde sollte man sich nicht entgehen lassen. Je nach Zeitplan und Laune können Klassen eine große oder kleinere Tour vornehmen. Den Alten Königspalast, die St.-Georgs-Basilika und das Goldene Gässchen, in dem auch Kafka zwischen 1916-1917 wohnhaft war, sollte man mindestens besichtigen. Zudem ereignete sich hier hoch über der Stadt der Prager Fenstersturz von 1618. Hierbei wurden drei Angestellte der katholischen Landesvertretung aus Protest über die Einschränkung der Religionsfreiheit von Vertretern der protestantischen Stände aus dem Fenster geworfen.
TIPP: Mit der Tram 22 oder 23 zur Burg hinauf fahren und nach der Besichtigung zu Fuß zur Kleinseite hinabsteigen.
Unterhalb der Burg befindet sich die architektonisch einzigartige Kleinseite (Malá Strana), die nach mehreren Bränden im 15. und 16. Jahrhundert Wohnort für Adel und wohlhabende Prager wurde. Ein besonderes Bauwerk ist der für die Industrie-Ausstellung 1891 errichtete und an den Eifelturm angelehnte Petrin-Turm aus Stahl, von dem aus man aus 60m Höhe die beste Aussicht auf die Dächer der Stadt hat.

Unterwegs in Prag: Über steinerne Bögen auf historisches Pflaster

Die Kleinseite ist durch die Moldau von der Altstadt getrennt. Seit dem 14. Jahrhundert verbindet eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmal die beiden Zentren. Die Karlsbrücke wurde nach dem Vorbild der Steinernen Brücke in Regensburg ab 1357 erbaut und trug maßgeblich zum Ausbau des Handels zwischen dem westlichen und östlichen Europa bei. Die 16 Bögen, die die Moldau überspannen, sind gesäumt von 30 barocken Skulpturen von Heiligen und Patronen der Stadt. Eine der ältesten Steinbrücken Europas hat viele Geschichten zu erzählen: Mehrfach durch Fluten und Hochwasser beschädigt, überquert von frisch gekrönten Häupter der tschechischen Könige auf ihrem Krönungsweg, im Dreißigjährigen Krieg Schauplatz heftiger Gefechte als schwedische Truppen die Stadt belagerten. Relikte der Vorgängerin des Wahrzeichens, der Judithbrücke, wie der Torturm und einer der Brückentürme wurden in den Neubau und andere Gebäude integriert.
Nicht in vielen Städten Europas lässt sich noch so eindrucksvoll jüdisches Leben ablesen wie in der tschechischen Hauptstadt. In Mitten der Altstadt liegt das Jüdische Viertel, das im Mittelalter aus ursprünglich einmal zwei jüdischen Gemeinden zusammengewachsen ist. Auf einem der bekanntesten jüdischen Friedhöfe Europas in der Josefstadt, der auch Teil des jüdischen Museums ist, wurden bis ins 18. Jahrhundert rund 100.000 Menschen begraben. Aus Platzmangel wurden hier bis zu zwölf Verstorbene übereinander gebettet. Des Weiteren gehören die Jüdische Friedhofskapelle, vier Synagogen sowie der Zeremoniensaal zum Museum. TIPP: Für eine weitere Vertiefung und ausführliche Auseinandersetzung mit der Thematik bietet sich eine Tagestour nach Theresienstadt an.
Rund um den Altstädter Ring, dem historischen Marktplatz des ältesten Prager Stadtteils mit seinen zahlreichen Straßencafés, finden sich weitere Baudenkmäler der Gotik, des Barock und der Renaissance, die unbedingt einen Besuch wert sind. Als erstes fallen Adam und Eva, die zwei gotischen Türme der Teyn-Kirche ins Auge, die hoch in den Himmel ragen. Neben dem Gotteshaus befand sich seit dem 11. Jahrhundert ein umzäunter Hof, auf dem fremde Kaufleute ihre Waren feilboten. Auf ihre Einnahmen mussten sie Zölle entrichten, das so genannte Ungelt. Heute befindet sich auf diesem Platz ein Gebäudekomplex im Renaissancestil. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes bietet das Altstädter Rathaus mit seiner astronomischen Uhr die Möglichkeit, die Altstadt aus der Vogelperspektive zu betrachten.
Das Kinsky-Palais im Rokkoko-Stil, das zwischen 1755 und 1765 auf den Grundmauern zweier weitaus älterer Gebäude erbaut wurde, ist mit Namen bedeutender Persönlichkeiten und Eckpunkten der Prager Geschichte verknüpft. Der Erbauer Graf Goltz starb kurz nach Fertigstellung. Seine Witwe veräußerte das Gebäude an Graf Kinsky. Rund 100 Jahre später wurde hier die als Friedenskämpferin bekannte Bertha von Suttner als Gräfin Kinsky geboren. Franz Kafka besuchte zwischen 1883 und 1891 das im 2. Stock untergebrachte Gymnasium. 1948 wurde vom damaligen Präsidenten Gottwald die kommunistische Machtübernahme bekannt gegeben.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Rechten befindet sich das Haus zur Steinernen-Glocke, das heute als Ausstellungs- und Veranstaltungsort genutzt wird. Das Gebäude war rund 500 Jahre Geheimnisträger: Unter der barocken Äußeren wurde erst vor einigen Jahrzehnten eine gotische Fassade entdeckt und freigelegt.
Die Mitte des Platzes säumt das Denkmal des Reformators Jan Hus, der 1415 aufgrund seiner Kritik an der katholischen Kirche der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde. Seine Hinrichtung löste große Unruhen aus und führte nach dem ersten Prager Fenstersturz 1419 zu Auseinandersetzungen, in denen seine nach ihm benannten Anhänger für Reformen innerhalb der römisch-katholischen Kirche kämpften.
Folgt man den malerischen Strassen, die vom Marktplatz weg führen, gelangt man entweder zum Wenzelsplatz oder zum Platz der Republik.
Ursprünglich als Pferdemarkt errichtet und genutzt, ist der Wenzelsplatz mit seinen aufwendig renovierten Barock- und Jugendstilfassaden heute die Hauptgeschäftsstrasse Prags. Hier finden sich exklusive Boutiquen, Hotels, Restaurants und Cafés. Am Ende des Boulevards stehen die Nationalgalerie und davor die Statue des Heiligen Wenzels, der diesem Ort seinen Namen gibt. Hier fanden historische Ereignisse wie die Ausrufung der Revolution 1918 oder die Demonstrationen zur Samtenen Revolution 1989 statt.
Am Platz der Republik stehen der 65 Meter hohe gotische Pulverturm, in dem tatsächlich bis ins 17.Jahrhundert Schwarzpulver gelagert wurde und das Prager Gemeindehaus im Jungendstil. Dieser Ort ist ein ganz Besonderer für alle Tschechen, denn im 14. und 15. Jahrhundert residierten hier die tschechischen Herrscher bis sie in die fertig gestellte Burg auf der anderen Seite der Moldau umzogen. TIPP: Geführte Touren durch den Komplex des Gemeindehauses ermöglichen nicht nur das Äußere, sondern auch die einzigartige Innenarchitektur zu entdecken.

Unterwegs in Prag: Das Panorama genießen und sich treiben lassen

Wer die historische Stadt mit all ihren Facetten und Besonderheiten kennen lernen möchte, darf sich eine Schifftour auf ihrer Lebensader nicht entgehen lassen. Vom Wasser aus sieht man erneut die bereits bekannten und besichtigten Hotspots aus einem neuen Blickwinkel, bekommt aber auch neue Perspektiven geboten. Dazu zählen die Halbinsel Kampa, Teile der Dammanlagen sowie beschaulichere Bezirke der quirligen und pulsierenden Millionenstadt.

Unterwegs in Prag: Shopping und Erholung

Auf einem Städtetrip darf auch eine ausgedehnte Einkaufstour nicht fehlen. Dafür bietet das Venedig an der Moldau sich geradezu an, denn es gibt kein Gesetz, das den Ladenschluss regelt! Das größte Angebot an Läden und Boutiquen findet sich rund um das Goldene Kreuz. Um den Wenzelsplatz, die Straßen Na príkope, 28. ríjna und Národní trída sowie zwischen Altstädter Ring und Karlsbrücke sind Besucher und Einheimische zum Stöbern und Schnäppchen machen eingeladen. Auf dem Havelmarkt an der Havelská, einem der ältesten Märkte der Stadt, wird eine große Auswahl an frischem Gemüse und Spezialitäten aus der Region, Kunsthandwerk und Schmuck angeboten. Wer nach Gebrauchtem und Antikem sucht, wird am Wochenende von 6 bis 13 Uhr auf der Industrieruine der „Böhmisch-Mährischen Maschinenfabrik“ in Vysocany im Nordosten der Metropole fündig.
Am Abend bietet sich ein Besuch der zahlreichen gut besuchten Bierlokale, Bars und Restaurants in der Altstadt an, um das Erlebte vom Tage Revue passieren zu lassen. Auch die Karlsbrücke ist bei Nacht noch eine Visite wert. Mit ihren vielen Besuchern von nah und fern bietet sie ein einzigartiges Flair. Eine besondere Prager Attraktion ist das Schwarzlichttheater. Die Laterna Magika, das älteste und berühmteste Haus mit diesem Angebot, bietet eine einzigartige Kombination von Schauspiel, Tanz, Musik und Video-Projektion.

Übernachtungen

Für Schulklassen bieten sich in Hotels und Hostels ganz unterschiedliche Übernachtungsmöglichkeiten. Wir von klaju suchen Ihnen gerne eine passende Unterkunft heraus. Geben Sie bei Ihrer Anfrage oder Buchung einfach an, welches Budget sie zur Verfügung haben, wie wichtig Ihnen die Originalität Ihrer Unterkunft ist und ob Sie spezielle Wünsche für die Verpflegung haben.